Freier Wille vs …. ja was eigentlich ?

Wenn es um den freien Willen geht, steht dem gegenüber immer das Schicksal oder die Vorbestimmung. Entweder ich kann frei entscheiden, was ich mache, oder alles was geschieht ist vorbestimmt und entweder die Folge von  unendlichen aneinander gereihten Zufällen oder aber dem planvollen Handeln eines großen Bestimmers. Gott sozusagen.

Wenn wir hoffen / denken / glauben, dass wir einen freien Willen besitzen und somit sozusagen der Schmied unseres eigenen Schicksals sind, so stellt sich zu erst die Frage. Wie frei ist eigentlich frei.  Wir sind in unserem Denken schon mal darin eingeschränkt, dass wir immer in einer Sprache oder in bestimmtem Umfang in Abstraktionen denken können.   Außerdem ist unser Handlungs- und Vorstellungs-Vermögen immer durch unseren Erfahrungs- und Vorstellungs-Horizont beschränkt.  Etwas, das ich mir nicht mal vorstellen kann, dazu kann ich mich auch nicht entscheiden.

Das was wir Frei nennen, ist also in jedem Fall gewissen Grenzen unterworfen.

Also bleibt die Frage, ob wir „relativ“ frei entscheiden können.

Dabei stellt sich zu allererst die Frage:  Wer oder was sind wir eigentlich ?  bzw. wer oder was bin ich ?

Wenn ich mein selbst als metaphysische Entität verstehe, also als Etwas, dass unabhängig von der körperlichen Erscheinungsform existiert und Entscheidungen treffen kann, dann stellt sich die Frage, warum „mein Körper“ so oft Sachen macht, die ich eigentlich anders machen würde.  Gewicht, Sport, Freizeitgestaltung, Demenz, Tourette-Syndrom.

Wenn ich mich dagegen als physische Gesamtheit verstehe.  Dann gibt es da auf jeden Fall eine gewisse Zweiteilung.  Zum Einen, gibt es ein Ich, dass die Kontrolle über bestimmte Aspekte der physischen Erscheinung hat.  Ich kann mich z.B.  jetzt dazu entscheiden, die Arme hoch zu reißen.  Ich kann mich auf der anderen Seite nicht dazu entscheiden mal einen Herzschlag nicht zu machen. Luft anhalten geht, aber auch nur in gewissen Grenzen.

Mir persönlich fällt es schwer, mich als rein metaphysische Entität wahrzunehmen. Zumal sich dann auch die Frage der Interaktion stellt. Wie kann ich dem Körper mitteilen, was ich machen möchte, ohne selbst Bestandteil des Körpers zu sein?

Die Frage nach dem freien Willen setzt also eine Beschreibung des davon betroffenen Ichs voraus.

Nehmen wir mal mich, also den Menschen  David Rittinghaus.  Da können wir den Begriff  „Frei“ schon mal nicht uneingeschränkt anwenden.  Es gibt immer wieder Sachen, die mir passieren, anstatt von mir ausgelöst zu werden.  Selbst wenn wir die Einschränkungen durch die Umgebung und die Gesamtsituation außen vor lassen.  Ich verhasple mich beim Sprechen. Ich versuche einen zugeworfenen Ball zu fangen und versemmel das in fast schon komödiantischer Weise. Ich möchte eine Antwort auf eine Frage geben und merke mitten im Satz, dass ich da Unsinn rede.

Schränken wir also den Begriff  „Frei“ weiter ein, um wenigstens einen Hauch der Chance zu haben, dass wir ihn auf unseren Willen nachvollziehbar anwenden können.    Sagen wir also: Freier Wille bedeutet, dass David Rittinghaus die Fähigkeit hat, Entscheidungen zu treffen.

Wenn wir das so sagen, dann würde ich erwarten, dass diese Entscheidungen dann wenigstens frei von Beeinflussung sein sollten. Und auch hier sieht es wieder schlecht aus.  Werbung, Erziehung, persönliche Möglichkeiten und vieles mehr beeinflussen mich jeden Tag bei den Entscheidungen, die ich treffe.

Stellt sich also die Frage, wie viel Freiheit man aufgeben will, um noch von freiem Willen reden zu können.

Noch eine Kurzgeschichte

„Verdammter Mist“  Clarks Enttäuschung der letzten Monate brach in einer für seine Verhältnisse  gewaltigen Explosion aus ihm raus.  Er war kurz davor  sein Steuergerät gegen eine Wand zu werfen, fasste sich aber schnell genug wieder.  Ein Neues zu bauen hätte ihn wieder einen Monat zurückgeworfen.  Er hatte schon oft überlegt, es durch ein normales Tablett auszutauschen.  Das hätte aber nur unsinnigen Aggressionsausbrüchen Vorschub geleistet. Und die brachten ihn auch nicht weiter.  So stand er nun – wie so oft in letzter Zeit – in seiner Garage und starrte auf den Fleck, wo vor 2 Minuten noch der Apfel lag. Der gleiche Fleck, wo der Apfel seinen Berechnungen folgend schon seit einer Minute wieder liegen müsste.  Er hatte all seine Ersparnisse und knapp 10 Jahre seines Lebens geopfert für ein Ding, dass Äpfel verschwinden lassen kann. Die Nachbarstochter hatte sich das Gleiche mit weniger als einem Monat quengeln erarbeitet. Und im Gegensatz zu seiner Maschine gab ihr Pferd die Äpfel wenigstens  nach ner Weile wieder raus, wenn auch nicht in brauchbarer Form.  Aber alles wäre ihm lieber gewesen, als immer auf diesen leeren Fleck zu starren.

Zeitreisen! Er hatte sie gefunden, entwickelt und eine Maschine dafür gebaut.   Die Berechnungen waren elegant und 100 mal geprüft.   Nicht das es notwendig gewesen wäre.  Jeder Achtklässler, die Nachbarstochter und vielleicht ihr Pferd hätten die  Zahlen in die Formel einfügen und zu den richtigen Einstellungen kommen können.  Die Methode erlaubte es auch, negative Zahlen zu verwenden, das Reisen in die Vergangenheit war also auch möglich.  Selbst mit imaginären Zahlen gab ihm das System sinnvolle und oft sogar ganzzahlige Ergebnisse aus. Auch wenn Clark sich bisher nicht recht vorstellen konnte, was das zu bedeuten hatte.  Aber damit konnte er sich noch später beschäftigen. Alle Messungen waren eindeutig und zeigten, dass die Maschine genau entsprechend der eingegebenen Parameter funktionierte.  Und der verfluchte Apfel verschwand schließlich jedes mal in einem Wirbel von Licht, gefolgt von einem sich zu einem leichten Knall aufbauschenden Zischen. Ein beeindruckender Effekt für einen Zauberer.  Für jemanden der eine Zeitmaschine entwickelt und selbst gebaut hat, war das als Endergebnis aber eher unbefriedigend.

Die Experimente mit der Vergangenheit sahen nicht viel anders aus. Nur das das Starren auf deinen leeren Fleck  vor dem eigentlichen Experiment begann und mit jeder verstreichenden Sekunde die Unsicherheit erhöhte.  „Ist etwas schief gegangen?“ „Ist etwas dazwischen gekommen?“ „Hat es Verzögerungen gegeben?“   In der Vergangenheitsform über die Zukunft zu denken wirkte mittlerweile vollkommen natürlich für Clark.

Er hatte sich in Folge einer besonders frustrierenden Serie von Vergangenheits-Experimenten, bei denen ihn Susan immer wieder wegen irgendwelchen dummen Sternschnuppen nervte, mal eine Auszeit von seinen Experimenten genommen.  Dazu hatte er sich abends zu Susan gesetzt und mit ihr zusammen auf Sternschnuppen gewartet. Dabei hatte er sich über die vielfältigen Auswirkungen seiner Entdeckung Gedanken gemacht. Dies führte unter anderem zu der Einsicht, dass es am einfachsten war, die Zeit immer relativ zum Betroffenen zu sehen. Somit sparte man sich neue Zeitformen, wie Douglas Adams sie einst spaßeshalber einführte. Selbst wenn man anfangs vielleicht ab und zu überlegen musste, wer grade eigentlich der Betroffene war. Jedenfalls machte es die Enttäuschung jedes mal noch größer, wenn er nach  vergeblichem Warten, dann doch das Experiment durchführte und alles wie vorgesehen funktionierte.

Er hatte auch schon Stunden und Tage, ja sogar Jahre ausprobiert. All dies war problemlos möglich und kostete auch nicht nennenswert mehr Energie. Es kostete natürlich „etwas“ mehr und genau dieses vorberechnete Etwas fand sich auch in seinen Instrumenten.  Auch 10 und 5 Sekunden hatte er probiert, darunter zu gehen machte keinen Sinn. Der Vorgang dauerte selbst ca 3 Sekunden und das eine Mal, bei dem er 0 Sekunden eingab, kullerte der Apfel nur stumpf vom Tisch nachdem das Leuchten verschwunden war.

Inzwischen war er mit seinem Latein am Ende.  Gut, mit Latein hatte Clark es zugegebenerweise nie.  Aber wirklich weiter kam er dennoch nicht.  Anfangs hatte er noch bei jedem Experiment darauf gewartet, dass eine ältere Version von ihm selbst oder ein anderer Zeitreisender in den Raum tritt und applaudiert oder ihm wenigstens für das Geschaffte gratuliert.  Nichts von dem war je passiert. Vielleicht lag es ja daran, dass er es einfach noch nicht selbst getan hatte.  Kurzentschlossen rückte er den Tisch bei Seite und gab die Parameter in sein Steuergerät ein:   Ein Würfel mit 2 Meter Kantenlänge beginnend am Boden, wo grade noch der Tisch stand.  Zeitspanne = -2 Minuten. Countdown = 5 Minuten. Start!

Die Zeit verging beinahe quälend langsam. Träge schleppten sich die Sekunden dahin. 4:50.  Clark rechnete nicht damit, sich selbst gleich im Raum erscheinen zu sehen. Es war mehr eine Mischung aus Neugier und Verzweiflung. 4:40.  Welche andere Methode, um neue Erkenntnisse zu gewinnen, sollte es hier noch geben? Irgendwohin verschwanden alle Sachen und Lebewesen, auf die er die Maschine anwendete. Und er wollte endlich wissen wohin.  4:30. Warum hatte er den verdammten Countdown auf 5 Minuten gestellt?  So würde das ja noch ewig dauern.  4:25. Clark überlegte kurz, ob er irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollte, aber bei dem was er grade vor hatte, wäre es lächerlich gewesen, sich irgendwie schützen zu wollen. 4:15.  Es war ein buchstäbliches Himmelfahrtskommando und dessen war sich Clark auch vollkommen bewusst.  4:10.  Wenn die Zeit noch langsamer verlief, würden die Uhren rückwärts gehen.  4 Minuten!  Noch 2 Minuten bis ganz sicher nichts geschehen würde, so wie immer.  Noch 1:50 bis in dem von Ihm festgelegten Bereich kein Clark auftauchen würde, um ihn freudestrahlend in die Arme zu schließen.   Noch 1:40 bis er wieder die ihm so vertraut gewordene Enttäuschung spüren würde. Noch 1:30.  1:29.  1:28. 27. 26. 25. 25. Immer noch verdammte 25. Diese Sekunde hatte es wirklich auf ihn abgesehen und hatte anscheinend vor, ihn für alle Ewigkeit zu begleiten. Das tat sie dann aber glücklicherweise doch nicht. Clark versuchte sich zu entspannen und sah nicht mehr auf die Uhr. Sich selbst verrückt zu machen, brachte ihn nun auch nicht weiter. Leicht gesagt! Er war schließlich grade dabei, sein Leben für seine Entdeckung zu riskieren.  Dafür, vielleicht eine Erkenntnis zu gewinnen, die ihm Aufschluss darüber gab, was die ganze Zeit schief lief. Irgendein kleiner Hinweis. Ein stoß in die richtige Richtung. Den Rest würde er schon machen.

Die Zeit war um.  2 Minuten bis zur Aktivierung der Zeitmaschine.  Und nichts geschah.   Natürlich nicht.  Warum sollte es diesmal auch anders sein.

Wobei eigentlich eine ganze Menge passierte. Allerdings bekam davon nur ein Clark etwas mit. Nämlich der Clark, der erst umgeben von schimmernden Lichtern auf einmal in der kalten Dunkelheit des Alls landete.  Dort nahm er neben dem überwältigendem Dröhnen der unendlichen und absoluten Stille in weiter Ferne einen kleinen Kreis wahr, der aber stetig größer wurde. Clark dachte immer, das man, ins All gestoßen, innerhalb von wenigen Sekunden tot sei. Da er seit Beginn seiner „Reise“ die Luft anhielt und angesichts der neuen Umgebung auch nicht damit aufzuhören gedachte, merkte er deutlich, dass dem scheinbar nicht so war. Dennoch blieb ihm nicht lange,  soviel war sicher.

Er war hier heraus gekommen, um zu verstehen, was mit seiner Maschine falsch war, selbst wenn es das Letzte wär, das er tat.  Es würde das Letzte sein, was er tat! Also hatte Clark noch eine Aufgabe zu erfüllen, und vielleicht hatte er ja Glück und würde genug Informationen zusammenbekommen, um eine Theorie zu entwickeln.

Der größer werdende Kreis war wohl die Erde, auf die er sich in scheinbar grader Linie  zu bewegte.  Die Wachstumsrate würde in den nächsten 1-2 Minuten dafür sorgen, dass die Erde sein gesamtes Sichtfeld ausfüllte. Mit anderen Worten würde er sie dann erreicht haben und letztendlich in der Atmosphäre verglühen. Keine schöne Aussicht. In diesem Moment wurde Clark allerdings klar, dass nicht er sich auf die Erde zu bewegte, sondern anders rum.  Und damit war ihm auch klar, was das zu bedeuten hatte. Zeit und Raum waren zwar untrennbar mit einander verbunden. Allerdings war die Zeit überall im Raum gültig. Und wenn  seine Maschine etwas in der Zeit bewegte, dann passierte das ohne das Zeit-Analog von Trägheit oder Beschleunigung. Und fatalerweise ohne die Position im Raum zu verändern. So schwebte er nun an genau der Stelle im Raum, wo er kurz zuvor noch in das Feld getreten war.

Die Erde, hat allerdings nicht die Möglichkeit still zu halten und dreht sich zum einen mit über 1.000 km in der Stunde um sich selbst. Wobei das nichts ist gegen die 100.000km in der Stunde die sie bei ihrer Reise um die Sonne durchschnittlich zurücklegt.  Und dabei sehen wir von den gut 1.000.000km in der Stunde ab, die die Sonne inklusive des ganzen Sonnensystems auf ihrem Weg um das Zentrum der Milchstraße zurücklegt. Und so weiter.

Clark kannte natürlich nicht die genauen Zahlen. Aber er verstand es und konnte sich somit erklären, wo er war und das er nun das Schicksal mit vielen von seinen Experimenten teilte. Das  allein reichte schon, um ihn mit einer gewissen Zufriedenheit zu erfüllen.

Als Clark nur wenig später- erfüllt von Entschlossenheit und unbändiger Neugier – in den Transportbereich der Maschine tritt, hört er noch von  Susan den Ruf: „Hey Clark, schau mal. Heute ist eine besonders große Sternschnuppe am Himmel. Das muss ein Meteor sein, oder wie man das nennt“

 

 

 

 

Kurzgeschichte

„Ok, du bist also Gott?“

„Jep“

„Gott-Gott ?“

„Genau der“

Clark ärgerte  sich darüber, dass er seinen Vorsatz nicht umgesetzt hatte und doch mit zu Susans Party gekommen war.  Eigentlich hatte er mehr als genug von den Typen, die sich als irgend ein Prominenter ausgeben. Nach Einstein, Napoleon und der übergewichtigen Monroe und nun also auch noch Gott. Natürlich.

„Freut mich dich kennen zu lernen, ich hoffe mal du nimmst es mir nicht übel, dass ich dich duze“

„Kein Problem.“

Gott zuckte angedeutet mit den Schultern und sah Clark interessiert in die Augen. Er saß auf einer großen schwarzen Leder Couch, die jemand ohne Gespür für Feng Shui oder Common Sense mitten im Raum platziert hatte.  Abgesehen von dem Strohhut und dem interessierten Blick war nichts weiter ungewöhnliches an ihm. Jeans, T-Shirt, dreitage Bart.  Gut er hielt sich für Gott, aber das war an der Stelle erstmal als Gegeben hinzunehmen.

„Nichts für ungut, aber ich hatte mir beim Gedanken an Gott eigentlich immer was anderes vorgestellt“

Irgendwas an diesem Verrückten machte Clark unsicher.  Aber wenn er sich schon wieder mit so einem rumschlagen musste, dann wollte er wenigstens etwas Spaß haben.

„Wirklich sehr sonnig hier, gut das du deinen Hut dabei hast.“

„Das bekomme ich häufiger zu hören“

erwiderte Gott, mit einem leichten Seufzer und sah langsam an sich runter.  Unten angekommen schien die Enttäuschung in seinem Gesicht auch schon wieder verflogen zu sein und er sah Clark mit seinem wohlwollenden Lächeln an.

„So ist es allerdings wesentlich leichter ein Gespräch zu führen.  Kaum einer bekommt ein sinnvolles Wort raus, wenn er das Gesicht eines alten Mannes mit Bart in den Wolken sieht und das  auf einmal anfängt zu sprechen. Und vom letzten Versuch als brennender Busch aufzutauchen will ich lieber gar nicht reden.  Dabei sagt man immer die Klassiker sterben nie“ .

Die Spitze gegen seinen Hut ignorierte Gott vollständig.

„OK, das macht sogar Sinn.“ musste Clark eingestehen.  „Aber was machst du wenn jemand nicht glaubt, das du es bist und nen Beweis will.“

„Ich mache das gleiche wie du, wenn sich eine Ameise vor dich hin stellt, mit ihren Fühlern winkt und fest davon überzeugt ist, dass du auch ne Ameise bist“

„Drauftreten?“

„Ich versuche zur Zeit ein netter Gott zu sein, sie ignorieren wäre also die bessere Lösung“

„Touché“ Diesem Typen war echt nicht leicht bei zu kommen.  Aber so schnell wollte Clark nicht aufgeben.

„Wenn du Gott bist, dann weißt du doch auch was der Sinn des Lebens ist und warum es die Welt und alles gibt“

„Klar“

„Dann erzähl mal“

„Du wirst enttäuscht sein.“

„Davon ging ich aus, aber ich bin trotzdem gespannt“

„Du wirst sehr enttäuscht sein.“

„Das bin ich jetzt schon“

„OK, wie du magst. … …

Die Welt ist der Spielplatz, den ich mir selbst gebaut habe“

„Was besseres ist dir nicht eingefallen?“

„Och, ich hab schon ne Menge ausprobiert.  Aber bislang ist das hier am spannendsten. Einmal war ich für ein paar Millionen Jahre tot. Das war auch spannend. Also die Vorbereitungen dafür.

„Echt, wie war das denn so? “

„Stell’s dir vor, wie die Zeit bevor du geboren wurdest“

„OK, ich hätte nicht fragen sollen. … Aber zurück zur eigentlichen Frage. All das hier, weil der werte Herr einen Spielplatz braucht?“

„Was würdest du denn mit der Ewigkeit machen?“

„Wie wäre es mit einer Welt, in der niemand Leidet und alle glücklich sind? “

„Typischer Anfängerfehler. Es gibt nichts langweiligeres. Niemand dort macht etwas. Und wirklich glücklich ist dort auch keiner.  Das hier ist viel besser.  Alleine mit den romantischen Geschichten kann man Ewigkeiten füllen. Erinnerst du dich daran, wie du mit Susan zusammen gekommen bist?“

„Woher kennst du Susan?“

„Gott und so?  Und falls du dich erinnerst. Das hier ist ihre Party.“

„OK, geschenkt.  Gott steht also auf Schnulzen. Boy meets Girl muss aber doch auch irgendwann langweilig werden.“

„Es gibt auch Girl meets Girl, Boy meets Boy, Boy shoots Girl, Boy stabs Boy, Girl poisons Boy, Boy writes Book.  Girl sings Song  und jede Menge mehr.  Und das ist nur der Anfang. Schliesslich gibt es noch mehr Spezies auf dieser Welt.  Ganz zu schweigen von anderen Welten.  Es gab schon Weltraumschlachten bei denen sich die erbitterten Gegner ganze Sonnensysteme als Waffen entgegenschleudern. Und ich war mittendrin. „

„Und all die Wesen die für dich und deine Unterhaltung sterben? “

„Die haben gelebt und sind dann halt tot“

„Also keine ewig währende Belohnung oder Strafe für ein gutes oder schlechtes Leben?“

„Ihr erinnert euch kaum an das Frühstück von letzter Woche Freitag. Was wollt ihr da mit der Ewigkeit?

Ich erinnere mich an euer Leben. Das muss reichen.

Was schaust du denn so? Sei mal nicht so down.  Glaubst du den ganzen Kram echt?   Ich bin nur ein Verrückter mit nem Strohhut der Leuten düstere Geschichten über Gott erzählt.

Mach dir mal keine Sorgen.“

„Ich hasse dieseTypen“ dachte Clark und nahm sich fest vor nie wieder auf eine von Susans Partys zu gehen.

„Schade, alle sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um die richtigen Fragen zu stellen. Und die Antworten zu ihren Fragen wollen sie auch nicht hören.“

sagte Gott so vor sich hin und zu niemandem Besonderen.

 

 

 

 

 

Statistische Ethik für Autonome Fahrzeuge

Hi,

es ist ne Weile her, seit dem ich geschrieben habe, das es nicht viel zu schreiben gibt.

Gut, an sich hätte es das Eine oder Andere gegeben.  Ein Urlaub , ein Krankenhausaufenthalt, eine Beziehung, einige Zeit in Spanien, neue Aufgaben, einige Ausflüge und ein Auto.

Ich glaube irgendwer hat mal gesagt: Leben ist das was passiert, während man eigentlich was Anderes vor hat.

Falls nicht, so hat ganz sicher schon mal jemand gesagt: Es gibt für alles ein erstes mal.

In letzter Zeit liest man ab und zu von selbstfahrenden Autos.  Und ‚ab und zu’er geht es dabei auch um ethische Fragen, die man sich dabei stellen kann.

Für wen soll sich ein Auto entscheiden, wenn es auf zwei Menschen zufährt und unausweichlich einen von beiden trifft.

Bei menschlichen Fahrern stellt sich so eine Frage nur theoretisch. Falls man als Mensch mal in so eine Situation kommt, ist sie schon wieder vorbei, bevor man sich über die Abwägung – der einen Entscheidung gegenüber der Anderen – Gedanken machen kann. Man reagiert der Erfahrung nach bestenfalls instinktiv.

Für ein Auto ist so eine Sekunde dagegen eine lange Zeit.

Da kann man sich schon mal  überlegen:  Die junge Mutter, den alten Opa, die Radfahrergruppe. Wen soll man überfahren?  Oder doch lieber dran vorbeischlittern und den Insassen in den Abgrund reißen?

Jetzt gibt es da verschiedene Argumente und Bewertungsmöglichkeiten : die Mutter, die für ihr Kind da sein sollte und noch ein langes Leben vor sich hat. Der Opa, der zwar auch viele Enkel hat, aber vielleicht auch 2 Jahre später an einem Herzinfarkt gestorben wäre.   Dann noch die Radfahrer, die ja eindeutig mehrere sind und man kann ja nicht einfach mehrere totfahren, wenn’s auch ein(e) einzelne(r) tut, oder ?  Und die Vorstellung, dass sich mein Auto in einem Anfall von übermäßigem Altruismus auf einmal gegen mich wendet..

Wenn man sich diese Argumente durchliest, durch den Kopf gehen lässt und ein wenig damit spielt. Dann wird zumindest mir schnell klar, dass ich nicht wollen würde, dass Menschen – aus dem Bauch heraus – so eine Entscheidung treffen. Und Autos erst recht nicht.

Also, was tun ?

Vielfach hab ich gelesen, dass man einfach keine Behandlung für solche Fälle ins Auto programmieren soll, und dann trifft es halt zufällig den Einen oder Anderen.  Aber wenigstens ist danach keiner dran schuld.

Außerdem gibt es die Auffassung, dass selbstfahrende Autos nie in so eine Situation kommen.  Die Kameras sehen über mehr als 100 Meter.   Wenn die Fahrzeuge untereinander verbunden sind, hätten sie schon lange im voraus alle Informationen, um eine gefährliche Situation zu erkennen und die Gefahr  auszuräumen.  Beispielsweise langsamer Fahren, ausweichen,  präventives einschüchterndes Hupen. Außerdem könnte man sich mal die Durchschnittsgeschwindigkeit anschauen, die man als Autofahrer in den meisten Städten hin bekommt.  Dann sieht man, dass man meistens im Bereich von 30 km/h ist. In Großstädten eher weniger.  Man könnte also die Höchstgeschwindigkeit auch auf 40 oder so runter setzen und wär dann wohl bei 25 km/h im Schnitt. Das ist ein Bereich, der einem im Auto arbeitend oder fernsehend oder schlafend eh nicht weiter auffallen würde. Auf der anderen Seite würde dies das Risiko für Verletzungen deutlich reduzieren, falls es mal jemanden trifft.

Vielleicht erinnert sich noch jemand an den Titel und fragt sich: „Das ist ja alles schön und gut. Aber wo bleibt bitte die Statistik ?“

Ok, vielleicht auch nicht. Denn eigentlich denken jetzt alle: „Verdammt, er hat es unterwegs doch nicht vergessen“.

Außer einem.  Und ich weiß genau wer du bist!

Alle Argumente bisher sind nicht grundsätzlich schlecht, aber vielleicht gibt es ja doch eine Alternative.

Daher hier mein Vorschlag zum Thema:

Es gibt für Verkehrsunfälle umfangreiche Statistiken.

Welche Art von Unfall ist passiert. Wie schnell waren die Beteiligten. (Vorgeblich und anhand der Spuren) Wie alt, welches Geschlecht hatten die Beteiligten und die  Art und Umfang der Verletzungen.  Daher ist man in der Lage Aussagen zu treffen wie:

Bei einem Unfall mit 50 km/h sterben 20 % der Beteiligten und 80 % überleben.  Bei 70 km/h ist das andersrum.

Über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage kann man sicher streiten, aber im Prinzip sollte man für jede der Möglichkeiten einen Wahrscheinlichkeitswert  für das Überleben aus einer Tabelle ablesen können.

Wenn man diesen dann auswertet und sich für die Lösung entscheidet, die die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit für alle Beteiligten bietet, dann hat man auf lange Sicht die geringstmögliche Zahl von Opfern und die höchstmögliche Zahl von Menschen, die dank dieses Systems überlebt haben.

So macht man es  seit Langem auch recht erfolgreich in der Medizin, um verschiedene Behandlungsmethoden und Therapieformen gegeneinander abzuwägen.

Leben auf der Überholspur

Mein Kollege hat vorgeschlagen, dass der Satz sich gut für meinen Blog eignen würde.  Wenn man die letzten Jahre als Leben in der Sackgasse bezeichnen möchte, dann passt das sicher nicht nur Metaphorisch.  Job, Wohnung, Beziehung, alles Sackgassen.  Bei Sackgassen hat man immer nur 2 Möglichkeiten: parken  oder rumdrehen und wieder rausfahren. Wenn man immer gleich merken würde, das man in ner Sackgasse ist, wär alles leichter. Aber meistens bekommt man es nicht mit und sucht mehr oder weniger verzweifelt nach Auswegen.  Aber sobald man es realisiert hat, gibt es nur einen Weg: Zurück zum Anfang.  Von da aus sucht man sich dann einen  anderen Weg und sicher ist dieser Anfangs noch frei und man kommt schnell voran, so das man sich denkt: „Hey ich bin auf der Überholspur.“  Und zum Teil ist man das sicher auch. Grade wenn man in dem firmeninternen Mietwagen  auf der linken Spur dahin zieht und die Leute auf der Mittelspur es sich 2 mal überlegen, ob sie rüber ziehen oder nicht. Oder wenn man kritische Aufgaben in einem großen IT-Projekt eines internationalen Reiseveranstalters übernimmt und erledigt. Und es ist gut, wenn man jede Woche sagen kann: „Ich geb jetzt 30€ für ne Flasche Scotch aus; mal schauen ob der schmeckt“ ohne nennenswert weniger Eigenkapital aufzubauen. Aber im Grunde ist es der Weg in die nächste Sackgasse. Weil mit der Zeit alles aufhört neu und besonders zu sein und man irgendwann mehr oder weniger zu dem zurück kehrt was man ist. Wenn die Sackgasse also unser vorbestimmtes Ziel ist, hat man immer nur 2 Möglichkeiten: parken oder rumdrehen und wieder rausfahren.  Es gibt sicher Menschen, die sich auf der Überholspur so wohl fühlen, das sie immer wieder rumdrehen und weiter fahren bis der Tank leer ist. Ich hab mir allerdings vorgenommen mir ne Sackgasse zu suchen, in der ich mich wohl fühle und die mein zu Hause sein kann.

Was meinen Job angeht, bin ich wohl auf einem vielversprechenden Weg. Wohnungstechnisch hänge ich noch gut ein Jahr in der Sackgasse fest. Beziehungstechnisch bin ich sicher vom Holzweg runter, aber nur, um auf irgend nem Parkplatz rum zu stehen, was irgendwie auch nicht besser ist.

Aber man macht halt das, was man immer macht:  Weiter.